Systemische Ursachen für die schlechte Verwaltung von Wohnungseigentum – Teil 1

In einem Artikel in der Tageszeitung “Die Presse” wurden vor einigen Jahren von Christian Lenoble die schlechten Imagewerte von Hausverwaltungen angesprochen, die unter anderem mit dem mangelnden Kommunikationsverhalten und der Intransparenz der Verwaltungstätigkeit in Zusammenhang gebracht wurden. Weitere Schlagworte waren die Erreichbarkeit, die Dienstleistungsorientierung, versteckte Provisionszahlungen oder das unseriöse Abwickeln von Zusatzgeschäften durch Hausverwaltungen.

Selbst Hausverwaltungen üben Kritik an der eigenen Branche, so z. B. die “Hausverwaltung Vorarlberg”, die auf “wiederkehrende Probleme” hinweist – was nichts anderes bedeutet, als dass viele Eigentümergemeinschaften mit ähnlichen Problemen kämpfen. Als Beispiele für solche wiederkehrenden Probleme wurden mangelhafte Kommunikation, fehlerhafte oder verspätete Abrechnungen, Versäumnisse bei Instandhaltung und Wartung, intransparente Entscheidungsprozesse, unprofessionelle Eigentümerversammlungen und eine hohe Fluktation des Verwaltungspersonals genannt.

Auch die LIM-Management Immobilienverwaltung listet ähnliche “Alarmzeichen” auf, und fragt sogar: “Woran erkenne ich eine unseriöse Hausverwaltung“: “Versteckte Provisionszahlungen, unseriöses Abwickeln von Zusatzgeschäften, mangelnde Einbindung der Wohnungseigentümer in sämtliche Prozesse, mangelnde Nachvollziehbarkeit der Arbeitsschritte, mangelnde Kommunikation, mangelnde Dienstleistungsorientiertheit, Arroganz und „falsch geglaubte Sicherheit“ der Hausverwaltung (weil Sie annehmen, dass eine Abwahl den Eigentümern „eh zu mühsam ist“)” werden als relevante Alarmzeichen aufgelistet.

Wenn viele Eigentümergemeinschaften gleiche oder zumindest sehr ähnliche Beschwerden über die Qualität der Arbeit ihrer Hausverwaltungen haben, hat das systemische Gründe. Die Qualität der Dienstleistungen von Unternehmen der Hausverwaltungsbranche wird langfristig aber nur dann besser werden, wenn solche systemischen Gründe thematisiert und Lösungen für eine Vielzahl an immer wiederkehrenden Problemen gesucht werden.

Die Unternehmen der Hausverwaltungsbranche werden an so einer Ursachenforschung allerdings kaum Interesse haben, da das Resultat so eines Prozesses ja die Stärkung der Position von Eigentümergemeinschaften bei einer gleichzeitigen Schwächung der Position von Hausverwaltungsunternehmen sein wird.

Eigentümerinnen und Eigentümer von Wohnungseigentum, die mit der Hausverwaltung ihrer Liegenschaft unzufrieden sind, sind somit auf sich alleine gestellt und müssen selbst an der Beseitigung von systemischen Ursachen für schlechte Hausverwaltungs-Dienstleistungen arbeiten. Die Situation wird dadurch erschwert, dass Wohnungseigentümerinnen und -eigentümer in Österreich nicht gemeinschaftlich organisiert sind. Ich kenne z. B. keine einzige bundesweite Organisation, die ausschließlich die Interessen von Wohnungseigentümerinnen und -eigentümern vertritt.

Mit meiner Artikelserie will ich Einblick in die aktuelle Situation geben und Lösungsansätze aufzeigen. In dem nächsten Artikel dieser mehrteiligen Serie über die systemischen Ursachen für schlechte Leistungen von Hausverwaltungen in Österreich werde ich einen genaueren Blick auf den Begriff der “Dienstleistung” werfen.

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